Welchen Weg geht Sachsen in Sachen Pflege älterer Menschen? – Dafür lud die BARMER bereits zum fünften Mal im Rahmen des Pflegedialogs ein, um über aktuelle Herausforderungen bei der Betreuung von Pflegebedürftigen und der Situation von Pflegekräften zu diskutieren.
Auch dieses Jahr sind wieder viele Interessierte aus der Pflegebranche sowie aus Landes- und Kommunalpolitik der Einladung gefolgt. Dass die sächsische Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) mit diskutierte, zeigt die Brisanz des Themas für Gesellschaft und Politik. Denn für die etwa 166.000 Pflegebedürftigen in Sachsen hat das Jahr 2017 mit einer wichtigen Umstellung begonnen. Die bisherigen drei Pflegestufen wurden durch fünf Pflegegrade ersetzt. Mit dieser Neuregelung hat der Gesetzgeber die tatsächliche Lebenssituation von Pflegebedürftigen stärker in den Fokus gerückt. Mit der Umsetzung des neuen Pflegestärkungsgesetzes II können nun deutlich mehr Menschen verschiedene Versicherungsleistungen in Anspruch nehmen. Die Neuregelung ist eine Reaktion auf die weiter ansteigende Zahl von Pflegebedürftigen - auch in Sachsen. Gute Pflege zu sichern ist und bleibt die wichtigste Aufgabe, weswegen auch die Bedingungen für pflegende Angehörige und Pflegekräfte – ob stationär oder in den eigenen vier Wänden – ein Kernthema der Enquete-Kommission „Pflege“ in Sächsischen Landtag ist.
Gute Pflege sichern? Genau dafür bedarf es gut ausgebildete Fachkräfte und die richtigen Rahmenbedingungen, worüber ich insbesondere mit dem Vertreter vom kommunalen Sozialverband Sachsen (KSV) aber auch zwei Kolleginnen von SPD und Linke diskutiert habe. So hat sich seit 2001 die Zahl der Beschäftigten in der ambulanten Pflege von 12.050 auf knapp 24.000 verdoppelt. Dennoch fehlten laut Arbeitsagentur allein in diesem Jahr 1.600 Beschäftigte in der sächsischen Pflege. Deshalb müssen die Bedingungen für Fachkräfte im Pflegeberuf verbessert werden und auch die Leistungen der in der Pflege beschäftigen Frauen und Männer eine höhere Anerkennung in der Gesellschaft finden. Daneben muss auch die Attraktivität des Pflegeberufs gesteigert werden.
„Wir müssen Pflege wieder als gesamt-gesellschaftliche Aufgabe begreifen und so, wie wir mit Kitas für die Jüngsten sorgen, auch für unsere älteren Mitmenschen da sein" - Patrick Schreiber
Weiterhin führt die aktuelle Teilzeitquote von 75% in Sachsen bei vielen Beschäftigten zu einem schlechten Monatslohn und belastet damit auch Familien von Pflegebedürftigen. Gute Pflege zeichnet sich dadurch aus, dass nicht nur ausreichend Stellen mit gut geschulten Fachkräften besetzt sind, sondern auch, dass der Pflegeberuf wieder mehr Attraktivität erfährt.
„Die aktuelle Teilzeitquote in der Pflege führt bei vielen Beschäftigten zu einem Monatslohn, der zum Sterben zu viel und zum Leben zu wenig ist und vor allem Menschen mit Familie, insbesondere Alleinerziehenden, stark belastet.“ - Patrick Schreiber
Daneben war die Frage der Beiträge zur Pflege-versicherung ein Thema der Diskussion.
Die Beitragserhöhung von 0,2% ab Januar 2017 ist angesichts der Herausforderungen des ansteigenden Pflege-bedarfs älterer Menschen und eines gleichzeitigen Leistungsausbaus richtig und wichtig. Dabei darf die aber auch zu keiner Überbelastung der Arbeitnehmer führen. Auch mit Blick auf die Entwicklungen in der Pflegebranche in den kommenden 20 bis 30 Jahren dürfen die künftigen Generationen nicht aus dem Blick verloren gehen, weswegen auch über die neuen Pflegestärkungsgesetze hinaus gedacht werden muss. Unsere Gesellschaft altert rasant und die dabei entstehenden Herausforderungen werden beim Pflegedialog der Barmer auch in Zukunft für viel Gesprächsstoff sorgen.